Wie der Holzschnitt verbreitete sich auch die Radierung mit dem Aufkommen der Papierindustrie in Europa und stellt somit nach dem Holzschnitt eine der ältesten Drucktechniken dar. Die Radierung zählt, wie auch der Kupferstich, zu den Tiefdrucktechniken, d.h. gedruckt werden – umgekehrt zum Hochdruck – die tiefer liegenden Stellen einer Druckplatte aus Zink, Kupfer oder Eisen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Kaltnadelradierung einerseits und der Ätzradierung andererseits. Bei Ersterer wird das Motiv direkt mit einer Radiernadel aus Stahl in eine Zink- oder Kupferplatte geritzt (natürlich dient häufig eine Zeichnung als Vorlage). Bei der Strichätzung wird zunächst die Platte mit einer flüssigen, säurefesten Grundierung mit weichem breitem Pinsel beschichtet (vernis noir) und das Motiv dann wiederum mit einer Nadel nicht in die Platte selbst, sondern nur in die Beschichtung geritzt – das erlaubt eine freiere, spontanere Linienführung da hierzu weniger Kraftaufwand benötigt wird.
Danach werden die so freigelegten Stellen in einem Bad aus verdünnter Salpetersäure, Salzsäure oder in Wasser gelöstem Eisenchlorid in die Platte geätzt, so dass wiederum ein Relief aus Platte und tieferliegenden Linien entsteht, wobei die Farbe in den tiefengelegenen Stellen bleibt und beim hohen Andruck vom Papier aufgesogen wird.
Anschließend wird die gesamte Platte von der Grundierung mit Terpentinöl oder Petroleum befreit. Im nächsten Schritt wird zuerst die ganze Platte eingefärbt, dann aber vorsichtig auf ihrer Oberfläche wieder gereinigt: Jetzt verbleibt die Farbe nur noch in den tiefer liegenden Stellen, während die höheren Partien der Platte von Farbe befreit sind und im Druck leer bleiben. Der Druckvorgang selbst ist bei der Kaltnadelradierung und Ätzradierung im Wesentlichen derselbe: Die Platte drückt sich ins weiche, vorher befeuchtete Papier, so dass die Farbe aus den Rillen der Platte heraus auf das Papier druckt. Radierungen weisen daher im Druck einen erkennbar ins Papier eingedrückten Plattenrand auf (eines der Erkennungsmerkmale einer Radierung). Von Dürer über Rembrandt bis Dalà und Picasso arbeiteten zahlreiche bekannte Künstler mit diesem Verfahren.
Seit den 1760er Jahren kam mit der Acquatinta eine Form der Radierung auf, die es erlaubte, nicht nur Striche sondern auch Flächen zu ätzen und somit druckbar zu machen. Das erlaubt es, nicht nur Striche, sondern auch flächig Halbtöne zu erzeugen, indem säurefestes pulverisiertes Harz (als Staub), Kolophonium oder Asphalt aufgetragen und durch Erwärmung von unten auf der Platte aufgeschmolzen wird. Die Harzkörnchen schmelzen so leicht auf der Platte auf, ohne jedoch dieselbe komplett zu verschließen, so dass in der nachfolgenden Ätzung eine Graustufe erreicht werden kann. Je länger die Druckplatte im Säurebad verbleibt, desto tiefer die Ätzung, und desto dunkler fällt der Farbton im Druck aus. Durch gezieltes Abdecken einzelner Teile der Druckplatte kann der Drucker den Grauton in jeder Wiederholung des Säurebades verändern.
Der Vorgang lässt sich aber auch umkehren, so dass zuerst die gesamte Platte mit Abdecklack (auch: „Deckfirniß“) beschichtet wird, und schrittweise vor jedem neuen Ätzen einzelne Partien des Abdecklacks entfernt werden, die dunkler werden sollen. Es ist also auch hier die Wiederholung der Ätzvorgangs, welche unterschiedliche Grau- oder andere Farbtöne auf Flächen entstehen lässt. Freie Teile der Platte werden wiederholt dem Ätzprozess ausgesetzt und somit tiefer geätzt. Vor dem Druck werden alle Teile der Platte von allen Abdeckungen befreit, die Platte eingefärbt und wieder von überschüssiger Farbe gereinigt. Der (Tief-)Druckvorgang selbst bleibt der einer Radierung, doch aufgrund der sensiblen Reliefstruktur der Druckplatte sind Acquatinta-Drucke von einer einzelnen Platte zahlenmäßig begrenzt (Hundert bis wenige Hundert), bevor die Druckqualität spürbar nachlässt. Sehr hohe Auflagen von vielen Hunderten oder gar über tausend Exemplaren lassen sich damit nur durch einige Tricks und zusätzliche, gesonderte Verfahren erreichen.
Neben Jean Baptiste le Prince führte insbesondere Francisco de Goya die Acquatinta im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu einem ersten Höhepunkt, doch wird sie nach wie vor gerne von Künstlerinnen genutzt. In Deutschland sind besonders dem Graphiker Horst Janssen (1927-1995), dessen Werk gewissermaßen eine Brücke zwischen Moderner Kunst und Gegenwartskunst darstellt, durch seine Ätzradierungen Meisterwerke von häufig morbidem Charme gelungen.
Unter den verschiedenen und teils sehr unterschiedlichen Verfahren, eine Acquatinta herzustellen, ist insbesondere die erst im 20. Jahrhundert entstandene Carborundum-Radierung (auch: „Kunstharz-Aquatinta“ oder „Malermanier“) hervorzuheben. Sie wurde von Henri Goetz (1909-1989) erfunden, indem er Zinkweiß und (extrem harten) Corundsand mischte und diese Mischung auf seine Druckplatte auftrug, die anschließend geätzt wurde. Im Anschluss wurde diese Technik verfeinert; auf die entsprechenden Stellen der Platte wir eine Mischung aus „Schleifsand“ und einer Masse aus Kunstharz, Acrylkleber, Polyester-Masse aufgetragen. Zahlreiche Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts – etwa Joan Miró oder Antoni Tapies oder James Coignard, in Deutschland u.a. Otmar Alt – nahmen sich dieser Sonderform der Radierung an.
Auch die Heliogravur oder Fotogravur ist eine Weiterentwicklung der Aquatinta aus dem 20. Jahrhundert, bei der über fotomechanische Verfahren echte Halbtöne erzeugt werden können und so Illustrationen oder Fotografien reproduziert werden können. Charakteristisch bleibt jedoch der eingedrückte Plattenrand. Während die Technik Anfang des Jahrhunderts als Methode zur Illustration bspw. von Illustrierten verwendet wurde, ist sie heute nur noch im künstlerischen Bereich in Gebrauch. So kopierte bspw. Salvador Dali Radierungen von Goya; Georges Rouault übertrug mit diesem Verfahren Tuschezeichnungen auf seine Druckplatten.
Allerdings ist hier zu beachten, dass beide genannten Künstler diesen Schritt als Ausgangspunkt für nachfolgende weitere, eigene Bearbeitungen der Motive nahmen, also weiter künstlerisch bearbeiteten. Die Heliogravur für sich genommen ist ein – wenn auch antiquiertes und aufgrund seines warmen Farbtons hübsch anzuschauendes – Reproduktionsverfahren und für sich alleine keine Methode zur Herstellung originaler Druckgrafiken.