Original-Lithographie außerhalb der Auflage von 50 Drucken. Dies ist Picassos erste Lithographie, die er auf einer Zinkplatte ausführt (anstelle eines Litho-Steines; auf Bild 2 ist der Plattenrand noch minimal sichtbar in der unteren Bildhälfte von links oben schräg nach rechts unten verlaufend). Das Motiv zeigt das nach Velasquez' Gemälde von 1622 (Foto Nr. 8) gearbeitete Portrait des spanischen Dichters Luis de Gongora y Argote (1561-1627). Um die teils erheblichen Abweichungen in Picassos Werk gegenüber Velasquez ranken sich zahlreiche kunstgeschichtliche Spekulationen, die wir gerne mit Ihnen teilen, auch wenn sie sich nicht letztgültig klären lassen.
Fest steht dagegen, dass dieses Motiv Picasso längere Zeit beschäftigte. Spiegelverkehrt tritt Gongora in einer zuvor geschaffenen Radierung für ein einige Monate zuvor von Picasso präpariertes (und kurz nach Fertigstellung dieser Lithographie publiziertes) Buch. So sehr verehrte der Künstler den Dichter, dass er dessen Verse, neben Illustrationen zum Text, für das Buch ebenfalls handschriftlich gestaltete. Die hier angebotene Lithographie zeigt die Richtung der ursprünglichen Zeichnung, welche durch die Umkehrung des Druckes in der Radierung im Buch spiegelverkehrt erscheint, und nun als Vorlage für die Zinkplatte der Lithographie diente, so dass erneut eine Umkehrung des - nunmehr durch dicke Pinselstriche ergänzten - Motivs stattfand.
Picassos Arbeit an diesem Werk fällt in die Monate, während derer er sich wochenlang von früh bis spät in der Druckerei von Fernand Mourlot aufhielt, um seine Fertigkeiten und Kenntnisse der Drucktechnik zu perfektionieren. Hintergrund war Mourlots Herausgabe eines Werkes über "Braque, le patron" ("Braque, der Meister"). Vieles spricht dafür, dass verletzte Eitelkeit für Picasso der Anlass war, den einflussreichen Mourlot aufzusuchen und ihn dafür zu gewinnen, auch mit ihm druckgraphische Arbeiten anzufertigen. Wie üblich sicherte sich der Druckerei-Besitzer ein Exemplar eines jeden Motivs, so auch hier.
Dieses Exemplar stammt aus der privaten Sammlung Mourlots und trägt rückseitig den damals benutzten schwarzen Sammlungsstempel (ab 1948 wurde ein größerer, farbiger Stempel benutzt). Das Blatt gelangte mit der Familie Mourlot in die USA und wurde 2005 in der weltweit renommierten Galerie Michael (in Beverley Hills) ausgestellt. Das Vorwort zum Ausstellungskatalog verfasste der mit der Galerie Michael verbundene Eric Mourlot, Enkel des legendären Druckers. Nach langer Odysse ist dieses Exemplar nun wieder nach Europa, quasi "nach Hause", zurückgekehrt. Beim Kauf erhalten Sie zusätzlich zum Werk die Dokumentation dieser außergewöhnlich interessanten Herkunftsgeschichte, inklusive des Original-Ausstellungskataloges der Galerie Michael von 2005, in dem exakt dieses Blatt als Exponat Nr. 18 verzeichnet ist, sowie einer Authentizitätsbestätigung derselben Galerie und einer Kopie unseres Kaufbelegs.
Picasso, Pablo (1881-1973): "Portrait de Gongora" 1947
Beschreibung: Original-Lithographie auf Velin d'Arches Papier aus dem Besitz der Familie Mourlot.
Größe: Bildgröße 39x32,5 cm; Blattgröße 65,6 x 50,2 cm
Auflage: 50 signierte und nummerierte Expl. sowie fünf Künstlerexemplare
Signatur: unsigniert
Jahr: 1947
Zustand: ausgezeichnet;
altersgemäß leichte Handhabungsknickspuren sowie rückseitig Montagereste an den oberen Ecken (siehe Bilder und Ausstellungs-Geschichte des Blattes). Verso einige Ziffern in Bleifstift.
Druck: Mourlot
Verleger: Galerie Louise Leiris
Referenz: Mourlot: Nr. 70; Bloch: Nr. 424
Werkverzeichnisse: Mourlot (Nr. 70); Bloch (Nr. 424); Reuße (Nr. 178); Rau (Nr. 164);
neu: Orozco 2022: Picasso Lithographs - Catalogue Raisonné. Vol. I: Original Lithographs, Nr. 202 (Seite 126f.), der über eine ganze Seite zum Entstehungsprozess und dem Zusammenhang zur Radierung des von Picasso gestalteten Buches "Gongora: Vingt Poèmes" ausführt. Sie erhalten beim Kauf einen Auszug aus Orozco's neuem Werkverzeichnis.